Am nächsten Tag hatten wir am Morgen kurzfristig umdisponiert, denn der Vulkan Ätna (3.348 m) schien in weniger Wolken gehüllt zu sein, als die Tage zuvor. Und so sollte es heute zum aktivsten Vulkan Europas gehen, um ihn zu erkunden. Wir brachen gegen 9 Uhr in Taormina auf. Prinzipiell gibt es drei verschiedene Wege bzw. Straßen, die auf die Südseite des Ätna führen. Wir wählten, mehr oder weniger zufällig, die Auffahrt von Noto über Passo Cannelli, die man bereits von Pedara aus hochfahren kann. Die Straße ist, wie die zwei anderen, sehr gut ausgebaut, bietet aber unserer Meinung nach ein besseres Landschaftserlebnis als die Straße über Zafferana, die wir für die Abfahrt wählten. Hinzu kommt, dass man hier beeindruckende Gesteinsmassen des Lavastromes vom Ausbruch im Sommer 2001 besichtigen kann, da diese die Straße kreuzen und man teilweise wie im Tunnel hindurchfährt. Die Gegend wird immer wieder Veränderungen unterworfen werden, da jeder Ausbruch des Vulkans zu Änderungen im Landschaftsbild führt.
Mit dem Auto kann man bis auf eine Höhe von 1.900 m fahren, wo die Seilbahnstation ist. Hier trifft sich alles, was hinauf auf den Vulkan will bzw. herunter kommt. Die meisten begnügen sich damit, die Crateri Silvestri, zwei um 1892 entstandene Nebenkrater zu besichtigen. Wer den Ätna bezwingen will, hat zwei Möglichkeiten - per pedes oder per Allradbus. Die Seilbahn wurde leider durch den Ausbruch des Ätna 2001 zerstört. Mit den Allradbussen kommt man bis auf eine Höhe von 2.750 m. Ab hier beginnt die Sperrzone. Weiterlaufen ist zwar möglich, aber auf eigene Gefahr. Die Fahrt mit dem Allradbus kostet stolze 38 € (hin und zurück). Wir nahmen den Bus nur für die Auffahrt, was uns immerhin noch 25 € kostete. Im Preis inbegriffen ist ein Bergführer. Dieser konnte leider nur Italienisch und Französisch, so dass es etwas schwierig war, nähere Informationen zu erhalten. In 2.750 m Höhe konnten wir nun über Lavafelder laufen und es war genial, die Wärme durch die erkaltete Lava hindurch zu spüren.
Mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch des Vulkans ist die Wärmestrahlung noch so intensiv, dass es selbst bei kühlen Außentemperaturen in dieser Höhe angenehm war, mit kurzen Sachen zu laufen. Die Wolkenbildung durch die Wärme ist ebenso faszinierend wie auch die Geschwindigkeit, mit der diese über den Ätna zogen und uns von Zeit zu Zeit einen freien Blick auf den Hauptkrater frei gaben.
Den Abstieg absolvierten wir zu Fuß, um mit dem beeindruckenden Vulkan näher Bekanntschaft zu schließen. Vorbei an wieder beginnender Vegetation und der zerstörten Seilbahnstation benötigten wir für den Abstieg ca. 1 ¾ Stunde. Wer hoch und runter laufen will, muss ca. 5 bis 6 Stunden einplanen. Bei einer Entscheidung zur Wanderung auf den Ätna sollte bedacht werden, dass es nur einen Weg gibt (zumindest auf der Südseite), den man sich mit den Allradbussen teilen muss. Also wegen dem aufgewirbelten Staub immer in den Wind stellen. Vom Vulkan fuhren wir anschließend noch zur Alcantara-Schlucht, dem täglich eingeplanten Badevergnügen.
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